Dienstag, 18. Februar 2020
Love and other disasters
Das letzte Jahr war so anstrenged und kräftezehrend, voller neuer Erfahrungen und Erkenntnisse.
Vorallem habe ich eine Sache gelernt, von der ich dachte, dass sie mir nie passieren wird.
Jemanden zu mögen -mehr als zu mögen - der eine glückliche, schon jahrelang anhaltende Beziehung führt...und sich zu wünschen, dass sie aus irgendeinem Grund schluss machen. Und ich fühle mich nicht mal schlecht bei dem Gedanken. Was wiederum ein schlechtes Gewissen in mir hervorruft, dass jedoch lediglich an meinem Unterbewusstsein kratzt.
Bisher hatte ich in meinem Leben immer das große Glück mich in Menschen zu verlieben, die meine Gefühle nie erwiederten, was zwar jedesmal herzzerreißend war, aber mich nie dazu veranlasste so egoistisch zu sein. Ich konnte von je her stolz darauf sein, jedem seine Liebe zu gönnen. Ja wirklich, ich freute mich immer, wenn die Menschen, die ich liebte, glücklich waren. Auch wenn es nicht mit mir war. Was nicht unbedingt heißt, dass ich nicht traurig war.
Auch jetzt gönne ich es der betroffenen Person. Au tiefstem Herzen! Aber da ist diese innere fiese Stimme, denn diesmal ist es irgendwie anders. Aber vielleicht rede ich mir das auch nur ein.
Ich muss dazu sagen, dass ich nicht verliebt bin...vielleicht ein wenig verknallt. Und ich habe wirklich versucht, dass das nicht passiert. Aber bei diesen wunderschönen braunen Augen und diesem sanften Lächeln, kann man nicht einfach so tun als ob...
Vorallem, wenn man genau spürt, dass da etwas ist.
Kennt ihr das, wenn ihr einen Menschen trefft und diese...Spannung spürt? Dieses unsichtbare Band, das immer dann auftaucht, wenn die Person in unmittelbater Nähe ist? Ist es möglich, dass nur die eine Person das spürt? Oder ist es nur da, wenn es beide spüren? Drücke ich mich verständlich aus? Ich hoffe es.
Da waren so viele kleine Momente. Und ich kann einfach nicht glauben, dass ich sie mir eingebildet habe. Andererseits bin ich eine Frau und die denken bekannter maßen über alles so oft nach, bis sie Dinge sehen, die gar nicht da sind. Oder sie haben irgendwelche Hirngespinste, weil sie sich etwas so sehr wünschen, aber nie gehabt haben. Aber vielleicht bin auch nur ich so. Was bedeutet, dass ich meinen Gefühlen nie richtig trauen kann. Und jemand anderes kann es schlecht einschätzen, da dieser jemand nicht fühlt, was man eben fühlt. Sehr frustrierend. Ich drehe mich im Kreis. Und habe noch immer nicht erzählt, was ich eigentlich erzählen wollte.
Doch ich muss noch einmal zu diesen Momenten zurück kommen. Ich versuche sie aufzuschreiben um sie greifbar zu machen... Momente, in denen ich im Büro saß und er sich plötzlich von hinten über mich beugte um nach etwas zu greifen, was er auch bequemer hätte greifen können. Momente, in denen wir uns gegenüber saßen und er mir so viele Dinge erzählt hat und ich ihm zugehört habe. Und andersherum. Momente, in denen er mich ansah. Mir direkt in die Augen sah. Für meinen Geschmack ein paar Sekunden zu lang. Und dann noch diese eine Sache, die vielleicht auch nicht wirklich eine Sache ist. Aber ich bin Brillenträger und ich finde mich ohne Brille schöner, was mir auch schon des öfteren bestätigt wurde. Deshalb suche ich immer nach irgendeinem Vorwand um sie für einen Moment abzunehmen, wenn ich jemanden attraktiv finde. Und ich habe gelernt, dass man nie alleine mit seinen Gedanken und Handlungen ist. Worauf ich eigentlich hinauswill...Er trägt auch eine Brille. Und er hat genau das gemacht. Vielleicht hat sie ihn auch in diesem Moment gestört. Aber er hat das vorher und in sonst keinem anderen Moment getan. Sondern nur gerade da, als wir uns gegenüber saßen. Vollkommen alleine und uns unterhielten.
Dann die vielen Momente, in denen er mir den Schlüssel aus der Gesäßtasche gezogen und ihn mir später nicht in die Hand gegeben, sondern um den Hals gehangen hat.
All die Neckereien.
Als mein letzter Tag dort war, standen wir am Ende noch gemeinsam draußen und haben uns unterhalten. Ich wollte dann einfach gehen und er schaute mich an und sagte: "Na komm her." Und zog mich in eine Umarmung. "Lass dich hier bloß noch mal blicken", hat er gesagt.
Vielleicht war auch alles nur Spaß.
Vielleicht war alles auch nur in meiner Fantasie.
Aber wenn ich daran zurückdenke, wird mir innerlich ganz warm.

Nun war ich fünf Monate nicht dort. Habe auch nur selten an ihn gedacht.
Durch einige Planänderungen arbeite ich nun wieder dort, aber in einem anderen Team.
Vor einigen Tagen bin ich an die Arbeit gegangen und es war keiner da. Also dachte ich, ich statte meinem alten Team einen kurzen Besuch ab. Ich wollte etwas dort abgeben. Sie hatten gerade eine Konferenz und ich spazierte in den Raum und wurde freudig begrüßt. Und ich habe ihn zunächst nicht wirklich wahrgenommen, doch als ich ihn sah, war dieses Gefühl wieder da. Und ich spürte genau seine Blicke auf mir, als ich in eine herzliche Umarmung meiner alten Chefin gezogen wurde. Doch als ich mich ihm zuwendete um ihm zuzulächeln, völlig ohne Hintergedanken versteht sich, wich er mir jedes mal aus. Es war total komisch und ich verstehe es immer noch nicht. Ich kam mir total bescheuert vor, weil ich jedem im Raum ins Gesicht blicken konnte, nur ihm nicht. Und er mir irgendwie auch nicht. Warum auch immer.
Alles sehr verwirrend. Und wahrscheinlich nur in meinem Kopf existent. Und eigentlich ist ja auch nie irgendwas passiert.
Aber ich musste es trotzdem irgendwie loswerden.

Ach ja... das Beste kommt noch: Seine Freundin ist meine neue Chefin. Und sie ist sehr nett, so wie ich das bisher mitbekommen habe.

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